Starke Schmerzen, die sich über den unteren Rückenbereich ziehen, sind typische Symptome des sogenannten Iliosakralgelenk-Syndroms. Die Beschwerden sind auf eine Blockade dieses Gelenks zurückzuführen und können vielfältige Ursachen haben. Lesen Sie im Folgenden, wodurch Iliosakralgelenk-Schmerzen entstehen und welche Behandlungsmöglichkeiten zu deren Linderung zur Verfügung stehen.
Das Iliosakralgelenk: Aufgabe und Lokalisation
Das auf der rechten und linken Körperhälfte gelegene Iliosakralgelenk, auch unter den Bezeichnungen ISG, Kreuzdarmbeingelenk oder schlicht Sakralgelenk bekannt, verbindet die untere Wirbelsäule mit dem Becken. Damit schafft es eine Brücke zwischen dem Oberkörper und den Beinen. Aus diesem Grund beeinflusst das Iliosakralgelenk maßgeblich die Stabilität des gesamten Bewegungsapparats. Gleichzeitig gilt es aufgrund seiner festen Verankerung als das unbeweglichste Gelenk im gesamten Körper.
Iliosakralgelenk-Schmerzen: Ursachen und Auslöser
Obwohl das Iliosakralgelenk kaum Bewegungsspielraum besitzt, kann es als Folge von Kraft- und Gewalteinwirkungen oder durch eine Fehlhaltung geringfügig verschoben werden. Dadurch kommt es zu einer Blockade desselben, die starke Rückenschmerzen bedingt. Genau betrachtet handelt es sich bei einer solchen Blockade um eine Verschiebung der seitlichen Gelenksflächen im Bereich des Beckens. Dies führt zu einer vorübergehenden Störung der reibungslosen Kraftübertragung vom Rumpf auf die Beine. Da das Iliosakralgelenk steif und fest ist, überträgt sich die mit einer Blockade einhergehende Belastung auf die benachbarten Bänder und Muskelfasern. Als Folge kommt es zu Verspannungen und Muskelzerrungen, die die für das ISG-Syndrom typischen Rückenschmerzen bedingen.
Eine Iliosakralgelenk-Blockade kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden. In den meisten Fällen entwickelt sich ein ISG-Syndrom durch eine Überbelastung der Muskulatur als Folge von falschem Training oder berufsbedingten Fehlhaltungen – vor allem durch ununterbrochene Schreibtischarbeit oder wiederholte einseitige Bewegungen. Auch Stürze und Unfälle, die mit Verrenkungen oder Knochenbrüchen einhergehen, bewirken häufig eine Verschiebung des Kreuzdarmbeingelenks. Ebenso ist es möglich, dass eine Blockade durch abrupte Bewegungen entsteht, wie etwa durch einen Schritt ins Leere oder falsche und schnelle Bewegungen beim Heben von schweren Lasten.
Als Ursache von Iliosakralgelenk-Schmerzen kommt auch eine Beinlängendifferenz in Betracht. Unterschiedlich lange Beine bedingen einen chronischen Beckenschiefstand, der zu einer Verschiebung der Gelenksflächen führt. Wissenschaftler vermuten, dass Bindegewebsschwächen beziehungsweise eine Lockerung von Bändern und Knorpelgewebe in dem betreffenden Bereich an der Entstehung von Iliosakralgelenk-Schmerzen ebenfalls ursächlich beteiligt sind. Dafür spricht die Tatsache, dass viele Frauen nach einer Schwangerschaft und Geburt an einem ISG-Syndrom leiden, da die Schwangerschaftshormone unter anderem auch eine Lockerung der die Gelenke umgebenden Bänder bewirken.
Auch verschiedene Krankheiten, die zu chronischen Entzündungen des Bewegungsapparats führen, können als Begleitsymptom Schmerzen im Bereich des Iliosakralgelenks hervorrufen. Vor allem Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises, wie Mobus Bechterew und verschiedene Formen der Arthritis, gehen häufig mit Iliosakralgelenk-Schmerzen einher. Seltener ist ein ISG-Syndrom auf eine Infektion oder eine Tumorerkrankung zurückzuführen.
Symptome eines ISG-Syndroms
Ein ISG-Syndrom äußert sich in ziehenden Schmerzen, die im unteren Rücken und in den meisten Fällen einseitig auftreten und mehrere Wochen andauern können. Typischerweise klagen die Betroffenen über Ruheschmerzen. Dies bedeutet, dass sich die Beschwerden vor allem beim Sitzen und in Liegepositionen, aber auch durch längeres Stehen bemerkbar machen. Die Schmerzen ähneln jenen, die mit einem Bandscheibenvorfall einhergehen. Sie können im gesamten Hüftbereich zu spüren sein und strahlen häufig in das Gesäß, die Leiste und den Unterleib, mitunter sogar in die Beine und Füße aus.
Nach dem morgendlichen Aufstehen leiden viele Patienten unter besonders starken Iliosakralgelenk-Schmerzen, die jedoch durch etwas Bewegung allmählich nachlassen. Allerdings nehmen sie im Laufe des Tages durch körperliche Belastung wieder an Intensität zu. Durch die Beschwerden leiden die Betroffenen unter erheblichen Bewegungseinschränkungen. Viele Patienten nehmen als Folge Schonhaltungen ein, die durch eine einseitige Belastung weitere Muskelverspannungen in anderen Körperbereichen auslösen können.
Behandlungsmöglichkeiten bei Iliosakralgelenk-Schmerzen
Der Erfolg der Therapie eines ISG-Syndroms hängt maßgeblich von einer präzisen Diagnose ab. Der behandelnde Orthopäde wird zunächst genaue Untersuchungen der Wirbelsäule und des Beckens einleiten und verschiedene Bewegungstests durchführen, um die genauen Ursache der Schmerzen zu definieren. Die Behandlung richtet sich nach den Auslösern der Blockade. Liegt den Iliosakralgelenk-Schmerzen eine Erkrankung wie ein Mobus Bechterew, eine Arthrose oder Infektion zugrunde, muss diese gezielt behandelt werden. Dies gilt auch für Knochenbrüche oder chronische Fehlstellungen von Wirbelsäule oder Becken.
Ist das ISG-Syndrom auf eine Fehl- oder Überbelastung zurückzuführen, kommen in der Schulmedizin verschiedene Schmerzmittel zum Einsatz, um die akuten Beschwerden zu lindern. Präparate mit den Wirkstoffen Diclofenac und Ibuprofen gelten als die Arzneimittel erster Wahl. In der Regel klingen die Schmerzen durch die Gabe solcher Medikamente bereits nach wenigen Tagen ab. In schweren Fällen muss eine medikamentöse Therapie bis zu zwei Wochen lang durchgeführt werden, um eine deutliche Besserung der Beschwerden zu erzielen. Der behandelnde Arzt kann bei starken Schmerzen auch das Einspritzen von Kortison oder eines Lokalanästhetikums direkt in das betroffene Gelenk vorschlagen. Nur in seltenen Fällen wird ein chirurgischer Eingriff notwendig. Im Rahmen einer Operation kann der Chirurg zur Versteifung des betroffenen Gelenks Titanstäbe einsetzen, die allmählich mit dem umliegenden Knochengewebe verwachsen und die Bewegung des Gelenks reduzieren. Gleichzeitig werden die überreizten Nerven ausgeschaltet, um einen vollständigen Rückgang der Schmerzen zu bewirken.
Klingen die Beschwerden durch schulmedizinische Maßnahmen nicht ab, ist eine physiotherapeutische Behandlung unbedingt empfehlenswert. Im Rahmen einer manuellen Therapie oder einer Bewegungstherapie werden die Blockade gelöst und die Muskulatur des Beckens wieder stabilisiert und gezielt aufgebaut. Krankengymnastik trägt wesentlich dazu bei, die Muskeln zu kräftigen und das erneute Auftreten eines Iliosakralgelenk-Syndroms zu verhindern. Physiotherapeutische Maßnahmen zielen zudem darauf ab, die Beckenachse wieder geradezustellen, um die Belastung des ISG zu reduzieren und die Blockade zu lösen. Dies kann durch eine gezielte Dehnung der Hüftbeuge-Muskulatur bewirkt werden.
Was können die Betroffenen selbst tun?
Neben Schmerzmitteln und physiotherapeutischen Behandlungsansätzen können auch die Patienten den Verlauf eines ISG-Syndroms aktiv positiv beeinflussen. Um die Iliosakralgelenk-Schmerzen zu lindern, haben sich Wärmeanwendungen besonders erfolgreich bewährt. Die Einwirkung einer Rotlichtlampe, eines Heizkissens oder einer Wärmeflasche lockert die Muskulatur und entfaltet dadurch schmerzlindernde Eigenschaften. Wichtig ist, im Alltag darauf zu achten, einseitige Körperhaltungen, Überbelastungen und abrupte Bewegungen möglichst zu vermeiden. Regelmäßig durchgeführte sanfte Sportarten lockern die Muskulatur und aktivieren die Gelenke. Mit Yoga, Pilates oder verschiedenen Übungen des Core-Trainings können das Iliosakralgelenk gezielt mobilisiert und die gesamte Muskulatur des Rücken- und Beckenbereichs gestärkt werden.
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